Über Geschäftsmodelle von der F&E in die Praxis…

Die Zusammenarbeit der Forschung und Entwicklung mit marktorientierten Abteilungen ist nach wie vor eine der großen Herausforderungen im F&E Management. Diese Herausforderung hat in der Literatur (und in der Praxis) viele Namen: Exploration vs. Exploitation, Creativity vs. Execution, Mystery vs. Algorithm, Innovation vs. Performance Engine oder einfach F&E vs. Produktmanagement.

Ein Ansatzpunkt, der die frühzeitige Auseinandersetzung mit der Umsetzung von F&E-Ergebnissen erleichtert ist das Konzept der Geschäftsmodelle bzw. Business Models. Die Fragestellungen die ein Geschäftsmodel beantworten sollte sind unter anderem, welchen Wert eine Idee bringt, welche Faktoren für die Umsetzung der Idee notwendig und welche Kosten bzw. Einnahmen damit verbunden sind. Einen sehr praxisorientierten und gut gestalteten Rahmen liefert hierzu das neue Buch von Alexander Osterwalder, Yves Pigneur und weiteren 470 Co-Autoren mit dem Titel „Business Model Generation„. Über die sogenannte „Business Model Canvas“ können in einer übersichtlichen Form verschiedene, umsetzungsrelevante Faktoren bereits in frühen Phasen der F&E berücksichtigt und regelmäßig aktualisiert werden. Die „Business Model Canvas“ eignet sich hervorragend um Geschäftmodelle in aktuellen Tätigkeiten zu überprüfen oder für bisher nicht dagewesene Ergebnisse der F&E zu entwickeln.  Aufgrund zahlreicher praktischer Templates, vielen Praxisbeispielen und nicht zuletzt der schönen grafischen Aufarbeitung ist das Buch uneingeschränkt empfehlenswert:

Guidance towards successful R&D and Innovation

V. Govindarajan & C. Trimble 2010: The other side of innovation – solving the execution challenge

Through the analysis of various industrial cases, the authors extract and describe major recommendations for successful innovation projects. These recommendations are reflected in the chapters of the book and complemented by assessment tools providing critical questions for planning or analysing innovation activities. Providing generally accepted principles of Project, Innovation and R&D Management, the authors underline these with an impressive number of industrial cases and translate these principles into relatively concrete recommendations. The following recommendations create the baseline for the table of content:

1) Build the Team
– Divide the labor.
– Assemble the dedicated team.
– Manage the partnership.

2) Run a Disciplined Experiment
– Formalize the experiment.
– Break down the hypothesis.
– Seek the truth.

By providing the underlying case studies on the Internet (theothersideofinnovation), the credibility of the authors can hardly be topped. This book is recommendable for all, who like straightforward messages underlined by numerous (different) industrial examples.

J.M. Morgan & J.K. Liker 2006: The Toyota product development system – integrating people, process, and technology

Lean development is nowadays a well established method to increase the productivity of R&D departments. Despite some problems in recent times, Toyota still represents the shining example and the reference for any other company using this method. The authors underline the principles of lean development through practical examples from Toyota and the comparison with the U.S. automotive industry. The overall book is based on their recommendations towards successful product development which is reflected in the table of content:

1) Process Subsystem
Establish customer-defined value to separate value-added from waste.
– Front-load the product development process to explore alternatives thoroughly.
– Create a leveled product development process flow.
– Utilize rigorous standardization to reduce variation and create flexibility and predictable outcomes.

2) People Subsystem
Create a chief engineer system to lead development from start to finish.
– Organize to balance functional expertise and cross-functional integration.
– Develop towering technical competence in all engineers.
– Fully integrate suppliers into the product development system.
– Build in learning and continuous improvement.
– Build a culture to support excellence and relentless improvement.

3) Tools and Technology Subsystem
Adapt technology to fit your people and process.
– Align your organization through simple, visual communication.
– Use powerful tools for standardization and organisational learning.

This book is a great handbook on the principles of lean development including descriptions of various tools and techniques such as value-stream mapping,  A3 problem solving  and integration mechanisms. It is worth reading for all who want to get inspirational insights on how to improve product development underlined by industrial examples from the manufacturing (automotive) industry.

Recommendations on how to design the organisation and process structure of R&D and Innovation are becoming more and more common in management literature. They can be the source of great inspiration for improvement and are credible due to the link to „real“ industrial case studies. However, the major challenge lies in the identification of the tools and techniques that work in the own company and finally in leading these tools and techniques towards successful implementation.

Sven Schimpf

Mehr Arbeitsplätze durch Forschung und Entwicklung?

Besteht auf Unternehmensebene ein Zusammenhang  zwischen den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen? Diese Fragestellung wird im Arbeitspapier „The job creation effect of R&D expenditures“ des  Joint Research Centres (JRC) der europäischen Kommission mit dem Zuständigkeitsbereich für industrielle Forschung und Entwicklung mit Datenreihen aus den Jahren 1996 bis 2005 untersucht.

Die Untersuchung findet auf Basis von F&E Aufwendungen  statt. Diese werden dabei mit Aufwendungen für Produktinnovationen gleichgestellt. Da sowohl produzierende als auch Dienstleistungsunternehmen in der Untersuchung betrachtet werden ist diese Gleichstellung sicherlich kritisch zu betrachten. Nichtsdestotrotz erlaubt sie die Nutzung der am besten verfügbaren Datenbestände im Bereich der Forschung und Entwicklung, da F&E Aufwendungen in der Regel recht gut erfasst und dokumentiert sind.

Ein Überraschung ist es sicher nicht: Im Ergebnis der Untersuchung wird ein positiver Zusammenhang zwischen F&E Aufwendungen und der Schaffung von Arbeitsplätzen statistisch nachgewiesen. Bleibt zu hoffen, dass der statistische Nachweis einen positiven Effekt in Unternehmen nach sich zieht.

Weitere Informationen:
Joint Research Centre (JRC) der europäischen Kommission zum Themenbereiche „industrielle Forschung und Entwicklung
Arbeitspapier „industrielle Forschung und Entwicklung“

Sven Schimpf

Slow Innovation – Erfolgsrezept oder Buzzword?

(c) wikimedia

Das schöne am Begriff der Innovation ist die Tatsache, dass er so einfach mit neuen Adjektiven ergänzt werden kann. „Open Innovation“, „Disruptive Innovation“ usw. sind Beispiele dafür, wie der – teils zu Recht – überstrapazierte Innovationsbegriff mit neuen Facetten versehen wird. Im Laufe der letzten Wochen und Monate sind wir dabei wiederholt, u.a. hier, hier und hier auf den Ausdruck „Slow Innovation“ gestoßen. Schon beim ersten Mal lesen denkt man, „Moment, kann es so etwas wie ‚Slow Innovation’ überhaupt geben?“ bzw. „Darf es so etwas überhaupt geben?“. Zumindest war unsere Neugier geweckt, um herauszufinden, wer denn nun gewinnt, der schnelle Hase oder der bedächtige Igel.

Eine der wenigen Daumenregeln im Innovationsmanagement, die man guten Gewissens vertreten kann, ist wohl die, dass man nie genug Ideen und Konzepte im Innovationstrichter haben kann. Wir wissen auch, dass innerhalb des Innovationstrichters teils sehr unterschiedliche Prioritäten gelegt werden. Einige Unternehmen arbeiten mit vergleichweise vielen Ideen und vielen Konzepten, um späte Entscheidungen zu treffen (s. Musterbeispiel Toyota), andere tendieren dazu, sich recht früh auf erfolgversprechende Projekte festzulegen. Aber in Punkte Zeit waren sich eigentlich alle einig: Es kann gar nicht schnell genug gehen, um Innovationen auf den Markt zu bekommen. Ich möchte fast behaupten jedem der uns bekannten Innovationsmanager geht es sowieso schon zu langsam. Und jetzt also „Slow Innovation“. Was steckt eigentlich dahinter?

Worum geht es bei Slow Innovation?

Um eine Erklärung zu finden, zieht Derek Cheshire eine Parallele zur „Slow Food“-Bewegung. Diese wurde als Gegeninitiative zum allgegenwärtigen Fast Food ins Leben gerufen. Sie sollte zeigen, dass der Fortschritt nicht immer nur im „schneller, höher, weiter“ liegt, sondern eben auch in einer Rückbesinnung auf das, was dem Menschen tatsächlich wichtig ist, beispielweise eben einer bewussten, gesunden Ernährung. Analog dazu argumentiert Cheshire, dass die Erfolgsrate vieler Innovationen so gering sei, weil ein Großteil der neu eingeführten Leistungen sich bei einer genaueren Betrachtung eher als Scheininnovationen entpuppen. Diese brächten aber auf lange Sicht keinen Vorteil. Im Gegenteil, einerseits würde auf Kundenseite Schaden entstehen, da sich diese langfristig nicht mit Scheininnovationen abspeisen lassen. Andererseits hätte dieses Verhalten aber auch negative Folgen für das Unternehmen selbst. Wenn Zeit die wichtigste Rolle spielt, würde eine Innovationskultur gefördert, die die Motivation und Sorgfalt seiner innovativen Mitarbeiter untergräbt. Auch wenn der Fast Food-Weg kommerziell reizvoll erscheint, so stellt er sich unter Umständen als wenig nachhaltig heraus („[…] a cash injection in return for a short-term stimulus“).

Andere Autoren argumentieren, dass es so etwas wie Slow Innovation gar nicht geben könne. Zu zahlreich sei die Zahl der Wettbewerber, die nach den gleichen Innovationschancen trachte, zu schnell die Beschleunigung in den Innovationszyklen. Man denke alleine nur an Branchen wie (Unterhaltungs-)Elektronik und Telekommunikation mit Innovationszyklen, die teils unter einem Jahr liegen.

Fazit: Kein eigenes Konzept – aber ein guter Denkanstoß

Ist „Slow Innovation“ also eher ein Buzzword oder alter Wein in neuen Schläuchen? Zunächst halten wir es überhaupt für interessant einen  kausalen Zusammenhang zwischen der Entstehungsdauer einer Innovation und dem daraus kreierten Wert für den Nutzer bzw.  Kunden zu vermuten. Diesen jedoch nachzuweisen fällt schwer.  Unserer Überzeugung nach liefern diese Beiträge keine wesentlichen neuen Erkenntnisse, um „Slow Innovation“ als ein handlungsweisendes Konzept zu etablieren. Sie eignen sich dennoch gut dazu, die eigene Innovationsstrategie und die Innovationsaktivitäten zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

  1. Slow Innovation als Gestaltungsprinzip für die Innovationspipeline: Für viele Unternehmen ist der Druck immens, immer wieder als Erster mit Neuerungen den Markt zu überraschen. Nicht selten sind sie dabei an einen festen Rhythmus gebunden. Falls die wichtigste Branchenmesse einmal jährlich stattfindet, geben sich die Kunden eben ungern mit dem Produktprogramm des letzten Jahres zufrieden. Aus diesem Grund halten wir es für dringend notwendig, die Innovationspipeline entsprechend ausgeglichen zu gestalten, d.h. jederzeit größere und kleinere Innovationsvorhaben zu verfolgen. Während fortwährend kleine Innovationen die Kunden eventuell nicht zufrieden stellen, ist es allerdings ebenso wenig sinnvoll, mit vollem Risiko und Ressourceneinsatz immer wieder alles auf eine Karte zu setzen um ausschließlich radikale Innovationen zu verfolgen. Das hört sich zwar banal an, ist aber in der Praxis keineswegs immer zu beobachten.
  2. Slow Innovation als Verhaltens- und Führungsprinzip: „Gut Ding will Weile haben“ – fast jedes Buch zum Thema Innovation ist gespickt mit Beispielen, in denen eine bahnbrechende Idee sich erst im Laufe der Zeit beweisen muss und etliche Jahre von der Entwicklung bis zur erfolgreichen Kommerzialisierung vergehen. Man danke nur an die Post-it-Erfolgsgeschichte. Diesen Beispielen liegt vor allem eine Erkenntnis zu Grunde. Innovationen werden von Menschen vorangetrieben, die z.T. mit erheblichem persönlichem Einsatz über einen langen Zeitraum ihre Ideen verfolgen und dabei auch oft gegen (kurzfristige) Unternehmensziele ankämpfen müssen, bis die Früchte ihrer Arbeit geerntet werden können. Die Motivation und das Durchhaltevermögen der Mitarbeiter sind aber begrenzt und nicht beliebig strapazierbar. Wer die Vorschläge seiner Mitarbeiter im Keim ersticken lässt bzw. nicht die notwendigen Ressourcen zu deren Verfolgung zur Verfügung stellt, reduziert eindeutig seine Innovationsfähigkeit.

(c) wikimedia

Flavius Sturm

Adopting Disruptive Innovation

We’re all familiar with the Ansoff Matrix, from Igor Ansoff, „The Father of Corporate Strategy.“  This broadly-used model for corporate strategy planning has been subtly iterated since its first publication back in 1957, as pace-of-change- and level-of-sophistication of business have increased. Now it’s most-commonly used in the below form, to help companies understand their existing portfolios, help plan where they can realistically extend and help think about how to build completely-new areas of business.

Innovation Type and Opportunity Matrix

Most Firms now have a portfolio of R&D and Innovation investments, placed across these quadrants, with the grouping depending on their growth planning and tolerance for the various risks in each quadrant.

It’s probably fair to say that every company aspires for a big win in the “New Markets & Customers / New Products & Services” quadrant, but investment there is most-risky and outcomes can be most disruptive to company cultures, existing markets and existing business models.

For most companies, the main barriers to success in the “new / new” quadrant are modeling outcomes, building intermediate project metrics and justifying investments. Projects in this quadrant are the most-likely to be stopped, because the initial business models that have been developed often appear much-weaker than those of competing project investments in other quadrants of activity.

Usually, it’s the high risk in investing in the first few steps that kills a disruptive innovation project in its infancy—costs seem out of scale to the opportunity, level of resource commitment is usually very high, there can be disruptions to present business and time-to-profitability is uncertain.

The question that has often been posed is how companies can “let something grow a little longer,” before making a decision about its fate. Every company wants the growth that disruptive innovation brings, but they lack the tools to plan for it and measure its progress.

The Backcasting model is very powerful for planning investment in disruptive innovation. Using this tool, companies can envision a desired future, then plan backward to the present, making reasonable assumptions about evolving capabilities, resources and business conditions. Articulation of credible project stages and goals allows more-informed decisions about project trajectory, at each stage of its implementation.

This method differs from forecasting, since forecasting depends on assumptions of reasonable growth from existing conditions, based on historical performance and some “feel” from the forecaster. Forecasting can only ever be iterative, while Backcasting is used to build a roadmap, with checkpoints and metrics, to a completely-new future state.

Mark Zeh

Entwicklung und Management von Produkt-Service Systemen

In einem unserer früheren Beiträge hatten wir bereits die Breitenerhebung des fit2solve-Projekts erwähnt, in dessen Rahmen wir den Stand des Themas „Management von integrierten Lösungen“ in der Investitionsgüterindustrie in Deutschland erfasst hatten. Das Thema Lösungen, d.h. die invidiualisierte Integration von Sach- und Dienstleistungen, welche auch unter den Stichworten ‚hybride Produkte‘ oder ‚Produkt-Service-Systeme‘ diskutiert wird, gewinnt in nahezu allen Branchen an Relevanz. Man denke nur an die jüngsten Bestrebungen deutscher Automobilhersteller, sich als Garanten für Mobilität zu positionieren, anstatt als Verkäufer von Kraftverzeugen.

fit2solve Screenshot
fit2solve Screenshot

Trotz der Vielzahl an jüngst gestarteten Initiativen, sowohl auf Forschungs-, als auch auf Unternehmensseite, sind die Erfahrungen mit Produkt-Service-Systemen nicht immer zugänglich. Dadurch ist interessierten Unternehmen nicht klar, wie und wo der Wandel zum Lösungsanbieter initiiert werden kann. Um diese Lücke zumindest teilweise zu schließen, hat das fit2solve-Konsortium seine Projektergebnisse nun mittels einer neuen Plattform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darauf finden sich neben einem reichen Fundus an Methoden und Vorgehensweise auch dokumentierte Fallstudien namhafter Unternehmen wie FESTO und SICK, die als Projektpartner beteiligt waren.

Weitere Informationen:
Internetseite des Projekts “Fit2Solve”

Flavius Sturm

Low Cost Innovation

Kann der Innovationserfolg gesteigert werden, obwohl Entwicklungskosten gespart werden müssen und die Marktpreise kontinuierlich fallen?
Mit dieser Thematik beschäftigt sich das Seminar des Fraunhofer IAO am Mittwoch 25. November 2009. Ziel der Veranstaltung ist es, Einblick in die Praxis von Unternehmen zu geben, die sich durch derartige Innovationen hervorgetan haben. Dabei stehen Fragestellungen rund um die Gestaltung individueller Low Cost-Strategien, von der Entwicklung günstiger Produkte bis hin zur Kostenoptimierung von Innovationsprozessen im Mittelpunkt.

Informationen zu Programm und Anmeldung sind im Internet auf der Webseite des Fraunhofer IAO zu finden.

Ansprechpartner:
Liza Wohlfart
Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-5310, Fax +49 711 970-2299
Liza.Wohlfart@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
Programmflyer zum Download
Online-Anmeldeseite

Sven Schimpf

Strategien für technologieintensive Unternehmen in Zeiten des Wandels

Das Fraunhofer IAO veranstaltet am Mittwoch, 1. Juli 2009, in Kooperation mit Tantum, ein Abendsymposium für technologieintensive Unternehmen.
Ziel ist es zu zeigen, wie globale Unternehmen auf die Herausforderung des nachhaltigen Wachstums reagieren können. Dies wird anhand des praktischen Beispiels der Firma Embraco in Kooperation zwischen dem Fraunhofer IAO und Tantum dargestellt.
Informationen zu Programm und Anmeldung sind im Internet auf der Webseite des Fraunhofer IAO zu finden.

Ansprechpartner:
Flavius Sturm
Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2040, Fax +49 711 970-2299
flavius.sturm@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
Veranstaltungsseite am Fraunhofer IAO

Sven Schimpf